Seit dem 1. Juli 2020 hat Daniel Bollier die operative Leitung der Notfall-Schulungen bei Lifetec übernommen. Der ausgebildete Transportsanitäter FA berichtet uns über die Wichtigkeit von gut geschulten Ersthelfern, Methoden und die Zukunft von Erste-Hilfe-Kursen.
Was müssen Ersthelfer bei einem Notfall beachten, damit die Rettungssanität bestmöglich übernehmen können?
Für mich ist der Ersthelfer eine enorm wichtige Person. Wenn er gute Vorarbeit leistet, hat der Rettungsdienst eine solide Grundlage. Das richtige Erste-Hilfe-Material und ein gut geschulter Ersthelfer erhöhen die Chance auf einen schnellen Heilungsverlauf des Patienten. Fehlt diese Vorarbeit in den ersten Minuten nach einem Unfall oder in einem medizinischen Notfall, hat der Rettungsdienst oftmals eine schlechtere Ausgangslage. Es ist wichtig, dass Ersthelfer und Rettungssanitäter Hand in Hand zusammenarbeiten. Ersthelfer sollten aber nicht nur die Erste-Hilfe-Massnahmen kennen. Sie sollten auch wissen, wie sie korrekt alarmieren, die Unfallstelle absichern und die Einweisung des Rettungsdienstes sicherstellen. Oft kommt es zu Verzögerung beim Auffinden des Einsatzortes, weil der Rettungsdienst die Adresse sucht. Ausserdem ist es wichtig, dass Ersthelfer den Notfall schnell erkennen und richtig einschätzen können.
Welche Methoden bewähren sich für nachhaltig vermitteltes Fachwissen, damit Ersthelfer im Notfall optimal agieren?
Auch in der Notfallmedizin geht es nicht ganz ohne Theorie. Es ist wichtig, dass theoretisches Wissen verständlich rübergebracht wird und danach praktisch umgesetzt werden kann. Ersthelfer müssen das eigene Erste-Hilfe-Material in die Finger nehmen können, es kennenlernen und wissen was wo vorhanden ist. Die Ersthelfer sollen ihre Angst und Hemmungen verlieren, damit sie das Erste-Hilfe-Material oder einen Defibrillator anwenden können. Unserer Erfahrung zeigt, dass dies am besten direkt vor Ort beim Kunden, in der gewohnten Umgebung und mit der realistischen Gefährdung geschieht. Und mit Instruktoren, die wissen, wovon sie sprechen resp. aus Ihren eigenen Erfahrungen schöpfen können. Ein guter Instruktor hat eine Mischung aus Empathie, Menschenkenntnis und Fachwissen. Eine Herausforderung für mich als Schulleiter ist, genau diese Instruktoren zu finden. Solche, die auf Flughöhe der Ersthelfer sind und ihre Fragen beantworten können.
Wie und wohin entwickeln sich Notfall-Schulungen?
Die Qualität des Kurswesens wird immer wichtiger, das sehen wir an den zunehmenden Audits und Labels. Aus diesem Grunde überprüfen wir regelmässig die Qualität und achten darauf, die Inhalte einer Zertifizierung tatsächlich zu leben. Technologie wird immer mehr zum Thema in den Schulungen. Es gibt Übungspuppen, die teilweise halbe Computer sind und die mehr Möglichkeiten bieten. E-Learning wird vermehrt eine Rolle spielen. Das könnte begleitend zu den praktischen Übungen eingesetzt werden. Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass ein reiner Online-Kurs die praktischen Übungen nicht ersetzen kann. Aber um theoretisches Wissen abzurufen oder aufzufrischen, kann das sinnvoll sein (dann könnten wir z.B. im IVR-2-Kurs schneller mit Fallbeispielen starten und den Kunden einen Mehrwert bieten). Jeder von uns hat schon die Erfahrung gemacht, dass Wissen, welches nicht regelmässig angewendet wird, in Vergessenheit gerät. Aus diesem Grunde empfehlen wir unseren Kunden dieses Wissen jährlich aufzufrischen.