Auto Hilfe Zürich AG

Fabian Knecht ist Geschäftsführer der Autohilfe Zürich AG und leitet über 30 Mitarbeiter. Neu ist die Firma mit zwei Lifetec One Notfallsystemen ausgestattet. In unserem Interview stellt er seine Firma vor und erklärt die Bedeutung der Ersten Hilfe in seiner Tätigkeit.

Herr Knecht, was ist Ihre Motivation als Geschäftsführer der Autohilfe Zürich AG?

Zu diesem Beruf bin ich gekommen, weil ich leidenschaftlich Technik mit Helfen verbinde. Einerseits ist die Unfallhilfe sehr technisch und man muss ein grosses Wissen haben. Anderseits ist es eine Genugtuung, Menschen helfen zu können, die auf der Strasse ein Problem haben. Die Betreuung bei einem Schadenfall ist uns sehr wichtig. Wir wollen uns um die Verkehrsteilnehmer nach einem Unfall bestmöglich kümmern, damit sie weiterkommen. Auch wenn es nur etwas Kleines ist, tut es gut, helfen zu können, damit eine Weiterreise möglich ist.

Wie lange gibt es die Autohilfe Zürich schon?

Die Anfänge waren vor 40 Jahren. In der heutigen Form gibt es sie seit sieben Jahren.

Welche Dienstleistungen bieten Sie an?

Wir machen alles im Bereich der Pannen- und Unfallhilfe, vom E-Bike bis zum Doppelgelenkbus. Wir decken sämtliche Situationen ab, so zum Beispiel technische Hilfestellungen wie Pannendienst, Pneu-Wechsel, Autoüberbrückung, Fahrzeugöffnung bei eingeschlossenem Schlüssel, Unfallbergung und viele mehr. Diese Palette an Dienstleistungen erfordert breites Know-how, Flexibilität und Schnelligkeit.

Wer bietet Sie auf?

Neben der Polizei zumeist Versicherungen und Behörden. Wir haben Verträge mit der Polizei für den Raum Winterthur, Dietlikon und Bülach. Wir betreuen auch den Touring Club Schweiz in bestimmten Gebieten. Zudem unterstützen wir die Busse der Verkehrsbetriebe Zürich im Zürcher Stadtgebiet.

Der TCS nimmt Ihre Dienste auch in Anspruch?

Ja, genau. Der TCS leistet keine Unfallhilfe, sondern kümmert sich um Pannen. Der TCS arbeitet auch nur tagsüber und wir sind rund um die Uhr verfügbar.

Welche Rolle spielt die Erste Hilfe bei Ihnen?

Wir sind weder Polizei noch Rettungsdienst, ergänzen aber beide. Wir sind Allrounder und ständig auf den Strassen, auch nachts. Wir sind täglich mit kleinen Verletzungen konfrontiert, die infolge der Verkehrsunfälle verursacht werden. Oft sehen wir Situationen, in denen die Leute im Adrenalin-Schock noch gar nicht realisiert haben, dass sie verletzt sind. Zwei bis drei Mal im Jahr erleben wir Fälle, in denen die Leute erst Beschwerden spüren, nachdem die Polizei den Unfall aufgenommen und die Unfallstelle schon wieder verlassen hat. Dann müssen wir eine Beurteilung vornehmen. Wenn es nicht reicht, die Person zur ambulanten Behandlung in ein Spital zu bringen, müssen wir den Rettungsdienst erneut aufbieten. Deshalb hat die Erste Hilfe für uns einen hohen Stellenwert bekommen. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil in der Ausbildung zum Strassenhelfer mit eidgenössischem Fachausweis. Ich glaube, fundierte Erste Hilfe-Kenntnisse sind etwas, das man von einem professionellen Strassenhelfer erwarten kann. Meine Erwartung an die Mitarbeiter ist, dass sie sofort kompetent helfen können und dann die Notfallpatienten an den professionellen Rettungsdienst übergeben.

Transportieren Sie auch selbst Unfallteilnehmer?

Wir transportieren in der Regel nur die Leute, die nicht wegen einer Verletzung mit der Sanität wegfahren. Die Polizei übergibt uns den Fall, nachdem sie ihre Aufgabe vor Ort erledigt hat. Die Unfallteilnehmer fahren mit uns zurück. Bei uns klären wir dann ab, ob sie noch ein Taxi oder eine anderweitige Mitfahrgelegenheit benötigen. Manchmal müssen sie nur in Ruhe telefonieren, weil das Mobiltelefon am Unfallort kaputtgegangen ist.

Erzählen Sie von einem Unfall, bei dem Sie als erster vor Ort waren?

Gerade diesen Sommer verlor jemand hier in Wallisellen die Kontrolle über sein Fahrzeug. Der Fahrer fuhr etwa 100 Meter vor mir und knallte mit geschätzt 40 bis 60 km/h gegen eine Hauswand. Er war stark benommen, kam aber schnell wieder zu sich und war ansprechbar. Aufgrund des Unfallhergangs nahm ich an, dass es sich um einen Herzinfarkt gehandelt hat. Ich habe den Fall als Verkehrsunfall mit Verdacht auf Herzinfarkt an die Notrufzentrale gemeldet. Ich gab der Person zu trinken und versuchte sie zu beruhigen. Zur Patientenbetreuung gehörte auch eine korrekte Absperrung, damit keine Fremden näherkommen. Später erhielt ich dann die Rückbestätigung, dass es tatsächlich ein Herzinfarkt war.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Blaulichtorganisationen?

Bei einem grösseren Unfall im Kanton mit mehreren Fahrzeugen oder Lastwägen bietet die Polizei einen Einsatzkoordinator auf. Wenn die Patrouille ankommt, wird dieser Befehl ausgelöst. Ich als Geschäftsführer bin zusammen mit zwei anderen Einsatzkoordinator. Wir schauen, dass immer entsprechende Leute da sind. Deshalb sind wir meistens rasch vor Ort. Die Zusammenarbeit mit allen Blaulichtorganisationen funktioniert hervorragend. Meine Vision ist, dass die Sanität mehr über die Ausbildung unserer Leute erfährt, damit sie uns vor Ort gezielter einsetzen kann.

Welchen Ausbildungsstand haben die Strassenhelfer in Erster Hilfe?

Die Strassenhelfer mit dem eidgenössischen Fachausweis haben bei uns zusätzliche Erste Hilfe-Ausbildungen wie IVR 1 und IVR 2. Intern habe ich es zum Standard gemacht, dass unsere Mitarbeiter diese Kurse jährlich wiederholen müssen, damit die Nachhaltigkeit gewährleistet ist.

Wie könnte man die Strassenhelfer an einem grösseren Schadenplatz einsetzen?

Ich verfolge die Vision, dass ein Mitarbeiter ein Badge trägt, an dem man erkennen kann, dass er ausgebildeter Strassenhelfer ist und er dann von der Sanität oder Feuerwehr einbezogen wird. Natürlich nicht für Hauptaufgaben, sondern zur Unterstützung der Fachkräfte. Das geht aber nur, wenn die Profis der Blaulichtorganisationen wissen, welche Grundkenntnisse unsere Leute mitbringen. 

Was haben Sie für Tipps an die Verkehrsteilnehmer? Was macht man oft falsch?

Als ausgebildeter Fahrlehrer fällt mir einiges auf. Mir ist bewusst, dass der heutige Verkehr viel von einem Automobilisten fordert. Viele lassen sich aber zu häufig ablenken, vor allem durch Mobiltelefone. Das führt zu sehr gefährlichen Situationen. Gerade die Ablenkung spielt neben der Intoleranz bei Unfällen eine grosse Rolle. Jeder sollte sich darüber mehr Gedanken machen und seinen Beitrag dazu leisten. Ich schaue bei meinen Leuten bewusst darauf, dass sie sich im Verkehr vorbildlich verhalten. Die Strassenhelfer müssen manchmal die Strasse beobachten, weil das ihren Sinn für Gefahr schärft. Bei einem solchen Einsatz bekommt man so einiges mit.

Unsere Leute arbeiten oft auf dem Pannenstreifen. Das Risiko ist da sehr hoch, da wir völlig ausgeliefert sind. Wenn jemand auf der Autobahn abgelenkt ist, dann wird es plötzlich auch für uns gefährlich. Das ist unser Berufsrisiko.

Hat die moderne Technik das Autofahren nicht erleichtert und damit sicherer gemacht?

Wenn man die Entwicklung des Autofahrens anschaut, dann fällt die heutige Abhängigkeit gegenüber der Technik auf. Es gibt Stau- und Park-Assistenten für den Fahrer. Die Technik ist nicht mehr nur Unterstützung, sondern übernimmt sogar die Führung. Das kann auch wieder zu Unfällen führen. Man verlässt sich darauf, dass das Auto allein bremst. Wenn der Stauassistent das Auto vorne aber verpasst, dann ist es schon passiert.

Auch die Geschwindigkeitsreduktion in den Städten ist ein zweischneidiges Schwert. Die Gründe dafür sind nachvollziehbar. Doch mit langsamem Fahren nimmt die Ablenkung zu. Gerade in Begegnungszonen mit einer Beschränkung auf 20 km/h beobachte ich öfter Autofahrer, die aufs Handydisplay, statt auf die Strasse schauen.

Die Autohilfe Zürich verfügt neu über Lifetec-Notfallsysteme. Wie wollen Sie diese einsetzen?

Die Lifetec-Systeme werden von unseren bestausgebildeten Leuten mit IVR 1 und 2 eingesetzt. Dies insbesondere dann, wenn Rettung oder Feuerwehr von weither kommen müssen. Wir können so einfacher Hilfe anfordern und dank der integrierten Ortung können wir besser lokalisiert werden. Wir möchten die Systeme aber nicht nur für Kundeneinsätze gebrauchen, sondern auch für uns selbst. Wir arbeiten selbst mit höheren Risiken und ab und zu im Grenzbereich, zum Beispiel bei einer Lastwagenbergung. Wir arbeiten mit 20-Tonnen-Seilwinden. Manchmal muss man auch in die Höhe klettern. Je nach Witterung ergeben sich zusätzliche Gefahren. Wir arbeiten grundsätzlich sehr sicher, haben aber auch Unfallgefahren. Die Lifetec-Systeme erweitern unsere Arbeitssicherheit.

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