Mehr Bewegung, weniger Aufwand – wie eine smarte KI-Lösung das BGM entlastet
Ein Gespräch mit Frederik Blohm von Deep Care über KI-gestützte Gesundheitsförderung im Büro
Herr Blohm, in der betrieblichen Gesundheitsförderung reden wir seit Jahren über Bewegungsmangel im Büro. Warum ist das Problem immer noch so präsent – trotz Aufklärung und Angeboten?
Weil Wissen nicht automatisch Verhalten ändert. Die meisten wissen heute, dass langes Sitzen schadet – und trotzdem sitzen wir oft acht Stunden am Stück in schlechter Haltung. Früher ging es im BGM häufig um Einzelmaßnahmen: Gesundheitstage, Vorträge, Rückenschulkurse. Das war wichtig – aber eben punktuell. Heute erwarten Mitarbeitende etwas anderes: Unterstützung im Alltag, nicht nur im Kalender.
Und genau da setzen wir mit Isa an. Unser Ziel ist es, gesunde Routinen in den Büroalltag zu integrieren – niedrigschwellig, wirksam und ohne zusätzlichen Aufwand. Denn nachhaltige Gesundheitsförderung entsteht nicht durch einmalige Maßnahmen, sondern durch die richtigen Impulse über einen längeren Zeitraum hinweg.
„Isa“ – das ist Ihre KI-basierte Gesundheitslösung. Können Sie kurz erklären, was Isa eigentlich ist?
Isa ist ein kleines Gerät, das direkt auf dem Schreibtisch steht. Es erkennt über integrierte Sensorik Sitzverhalten, Bewegung und Trinkverhalten – und gibt in Echtzeit Feedback: durch bildhafte Anleitung z.B. in Form von kurzen Bewegungsübungen, Haltungskorrekturen oder Erinnerungen, den höhenverstellbaren Schreibtisch zu nutzen.
Das Besondere: Isa arbeitet vollständig offline, speichert Daten nur lokal und respektiert die Privatsphäre der Nutzenden. Das schafft Vertrauen bei den Mitarbeitenden – und ist ein klarer Pluspunkt für jede Datenschutzabteilung.
Viele Unternehmen kämpfen mit niedriger Teilnahme an BGM-Angeboten. Wie gelingt es Isa, hier besser zu aktivieren?
Indem Isa da ist, wo die Entscheidung fällt – im Moment am Arbeitsplatz. Niemand muss eine App öffnen, sich anmelden oder daran denken, irgendetwas zu tun. Isa ist einfach da. Die Impulse sind niedrigschwellig und gleichzeitig hochwirksam. In der Praxis führt das dazu, dass selbst Bewegungsmuffel beginnen, regelmäßig ihre Haltung zu wechseln oder Trinkpausen einzulegen.
In Studien mit dem Universitätsklinikum Heidelberg sowie der TU München konnten Sie nachweisen, dass sich durch Isa das Gesundheitsverhalten signifikant verbessert – und das bereits nach wenigen Wochen. Was bedeuten diese Studienergebnisse konkret für Unternehmen – und wie lassen sie sich in der Praxis interpretieren?
Sie zeigen vor allem eines: Verhaltensveränderung im Büro ist möglich – wenn sie im richtigen Moment angestoßen wird. Die Studien belegen, dass kleine, kontinuierliche Impulse ausreichen, um eingefahrene Routinen zu durchbrechen – ganz ohne Zwang oder Überwachung.
Für Unternehmen heißt das: Mit relativ geringem Aufwand lässt sich ein messbarer Beitrag zur Gesundheit und Produktivität der Mitarbeitenden leisten. Weniger Rückenschmerzen, weniger Erschöpfung, mehr Bewegung – das schlägt sich auch in betriebswirtschaftlich relevanten Kennzahlen nieder.
Die Untersuchung der TU München mit über 2.300 Mitarbeitenden aus 50 Unternehmen konnte zeigen: MSK-bedingte Fehlzeiten sinken im Schnitt um 56% und durch geringeren Präsentismus und Absentismus erhöht sich die Produktivität um etwa 58%.
Dazu kommen positive Effekte auf Mitarbeiterbindung und Zufriedenheit: 84% der Teilnehmenden berichteten von einem gesteigerten Wohlbefinden – und fast 100% würden das Gerät weiterempfehlen.
Wie passt Isa in bestehende BGM-Strukturen? Viele Verantwortliche suchen ja keine neuen Plattformen, sondern praktische Bausteine.
Genau deshalb haben wir Isa on Demand entwickelt: ein flexibles Mietmodell, das sich nahtlos in bestehende Maßnahmen integrieren lässt – etwa im Rahmen von Gesundheitswochen, Ergonomie-Kampagnen oder auch dauerhaft in Bereichen mit hoher Sitzzeit wie IT, Verwaltung oder Kundendienst.
Unternehmen buchen ein Nutzungskontingent und erhalten von uns ein komplettes Kommunikationspaket – inkl. Buchungslink, über den sich Mitarbeitende freiwillig für eine mehrwöchige Nutzung eintragen können. Die einsatzbereiten Isa-Geräte werden direkt an die Teilnehmenden verschickt und nach Ablauf der Laufzeit einfach zurückgesendet.
Begleitend erheben wir anonymes Nutzerfeedback per Fragebogen und stellen die Ergebnisse im BGM-Dashboard zur Verfügung. So erhalten Gesundheitsverantwortliche transparente Einblicke in Wirkung und Nutzung – ohne administrativen Aufwand.
Was sind typische Anwendungsfälle oder Erfahrungen aus der Schweiz?
In der Schweiz wird Isa z. B. eingesetzt zur Reduktion muskuloskelettaler Fehlzeiten, zur Gesundheitsförderung im Homeoffice oder als wertgeschätzter Benefit. Besonders spannend ist das Feedback von HR- und BGM-Teams, die berichten, dass sie erstmals Rückmeldungen von Mitarbeitenden bekommen, die sich sonst nicht aktiv für Gesundheitsthemen interessieren.
Ein Gesundheitsverantwortlicher eines großen Telekommunikationsunternehmens sagte kürzlich: „Isa ist wie ein Kollege, der sich freundlich kümmert – ohne zu nerven.“
Für uns ist das das schönste Kompliment.
Und wenn ein Unternehmen Isa ausprobieren möchte – wie läuft das konkret ab?
Ganz unkompliziert. Wir starten oft mit einem vierwöchigen Testlauf, idealerweise in einem definierten Bereich. Dabei erhalten 10 bis 30 Testnutzende ein Gerät zur freien Verwendung. Parallel werten wir relevante Wirksamkeitskennzahlen aus.
Nach der Testphase entscheiden wir gemeinsam, wie es weitergeht: Viele Unternehmen rollen Isa auf weitere Bereiche oder Standorte aus und integrieren die Lösung dauerhaft ins Präventionsportfolio.
Ihr Fazit nach vier Jahren Deep Care: Was braucht ein zukunftsfähiges BGM – und was nicht?
BGM braucht Relevanz im Alltag. Keine Maßnahmen, die gut aussehen, aber kaum jemand nutzt. Keine Konzepte, die Motivation voraussetzen, sondern Systeme, die sie unterstützen.
Wir glauben an einen menschenzentrierten, datensensiblen Ansatz – mit Technologie, die nicht ersetzt, sondern begleitet. Isa ist ein erster Schritt dahin. Und der Erfolg zeigt: Wenn Prävention intuitiv wird, wird sie endlich wirksam.
Ausblick:
Im zweiten Teil dieser Story erfahren Sie, wie Deep Care mit Isa risk assessment eine neuartige Lösung für die smarte Gefährdungsbeurteilung an Büroarbeitsplätzen geschaffen hat – inklusive beispielhafter Einsatzzwecke.